Til Schweiger
Wir sollten alle viel mehr "Til Schweigern"

Kennen Sie Til Schweiger? Sicherlich … oder!!!!! Deutscher Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Filmproduzent. Wann immer ich in letzter Zeit ein Gespräch über Til Schweiger anzettelte, habe ich sehr unterschiedliche und heftige Reaktionen bekommen. Das wundert einen nicht, denn wer ihn kennt weiß, wie sehr er polarisiert.
Ich nehme seine Geschichte oder besser gesagt, dass was er uns aufzeigt, sehr oft als Inspirationsgeschichte in meinen Seminaren. Denn sein Lebenslauf inspiriert mich seit Jahren und daher lasse ich mich als "Pro-Schweiger" immer wieder auf interessante Diskussionen über ihn ein. Es geht hier gar nicht darum, ob man ihn oder seine Filme mag, es geht darum, was er uns aufzeigt und wovon wir lernen können.
Von den Medien und den Facebookern bekommt er regelmäßig ordentlich einen übergebraten. Jeder kleine Patzer des erklärten Enfant terrible der Filmszene, wird in der Presse seziert und bewertet. Lange habe ich mir darüber Gedanken gemacht, warum alle mit so viel Engagement auf ihn einprügeln – egal was er macht. Ob er betrunken eine Rede hält oder eine Stiftung für Kinder gründet – spielt keine Rolle, alles wird niedergemacht. Egal wie gut etwas ist, es gibt immer jemanden, der etwas findet, was eben nicht gut ist!
Mein Geheimnis ist, ich mach mich angreifbar

Til Schweiger sagt was er denkt. Vielleicht sagt er es auch manchmal bevor er denkt, doch das sollten wir alle mehr tun. Nämlich echt sein! Er hat den Mut, sich so emotional zu zeigen, wie er ist. Mit allen Ecken, Kanten und Fehlern und das kann man wahrlich nicht von sehr vielen Menschen behaupten. Er zeigt sich gut drauf und mal weniger gut drauf! Er mischt sich ein. Mit einer oftmals impulsiven und nicht so geschliffenen Gesprächstechnik meldet es sich auch bei politischen Themen zu Wort. Das finde ich herrlich, einfach weil es uns wach macht!
Denn seien wir doch ehrlich, haben wir diese perfekt inszenierte Medien- und Politwelt nicht langsam satt. Das einstudierte einheitliche TV Blabla, bei dem man den Text fast mitsprechen könnte. Ich war jedenfalls sehr froh über ein eher unkonventionelles Schweiger-Interview in der Tagesschau.
Til Schweiger ist für mich ein Mann, der sich lebt. Der seine Talente in die Welt bringt und sie mit uns teilt. Dem massenhafte Kritik entgegen springt und der trotzdem sein Ding macht. Chapeau! Ich glaube zwar nicht, dass ihn das alles kalt lässt, aber ich habe größten Respekt davor, dass er sich trotz aller „Stänkerer und Hater“ nicht von seinem Weg abbringen lässt.
Nur nicht unangenehm auffallen

So und nun kommen wir ins Spiel. Wie oft lassen wir uns davon abhalten, unsere Wahrheit auszusprechen, zu tun und zu leben. Wie oft machen wir Dinge nicht, nur weil wir glauben, damit das Missfallen unserer Mitmenschen zu ernten. Das ist doch genau die Zwangsjacke, in der wir alle stecken und dadurch wertvolles Leben in uns brachliegen lassen. Wir zahlen einen hohen Preis für das "Dazuzugehören".
Nur nicht unangenehm auffallen … was sagen die anderen über mich? Entziehen Sie mir ihre Wertschätzung und ihre Freundschaft? Wollen Kunden nicht mehr mit mir arbeiten? Ohne diese Gedanken, würde die Welt ab morgen bunter und ehrlicher aussehen. Dann gäbe es deutlich mehr Menschen, die arbeiten und leben, was sie wirklich sind. Und was dabei rauskäme, ist mit Sicherheit eine Bereicherung für jedermann.
So ist Til Schweiger mein „Foto am Kühlschrank“, dass mich immer wieder daran erinnert – MACH DEIN DING! Zeig dich wie du bist und lebe das! Spring! Spring einfach in das Leben, auf das du Lust hast. Setz um, was du im Kopf hast und hab den Mut anzuecken, wenn es deinem Weg dient.
Es wird immer Menschen geben, denen nicht gefällt, was du machst. Und immer werden Menschen da sein, denen man es sowieso nie recht machen kann. Apropos, für solche situationen hatte meine Mutter immer einen wunderbaren Kommentar parat: „Mach dir nichts draus, manchmal kannst du dich eben drehen und wenden wie du willst - der Arsch bleibt hinten.“
Til Schweiger lebt sich als Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, hat einen Wohninterieur Shop, ein Restaurant, ein Hotel, hat seinen eigenen Wein und seine eigene Biermarke und wer weiß, was da noch so alles auf uns zukommt. Man kann ihn und seine Filme persönlich mögen oder nicht, doch das spielt hier gar keine Rolle. Aber das, was er an Potenzial aus sich hervorholt, das ist für mich eine sehr wertvolle Inspiration.
Er zeigt sich der Welt, wie er ist - unperfekt - so wie wir alle. Er macht sich angreifbar, in seinem Streben, die Welt etwas besser zu machen. Z.B. indem er sich auf das heiße Thema Flüchtlingskinder einlässt, mit dem sonst niemand seine „saubere“ Vita in Gefahr bringen möchte. Und wer ihm Oberflächlichkeit vorwirft, der wird mit dem Film „Honig im Kopf“ eines Besseren belehrt.
„Mein Geheimnis ist, ich mache mich angreifbar …“
Xavier Naidoo (aus Hört, Hört)
Das Leben will sehen, wer du wirklich bist
Als ich diese Textzeile von Xavier Naidoo das erste Mal hörte, hat es mich sehr berührt. Denn mir war klar, dass es wirklich sein Geheimnis ist. Das es vielleicht unsere aller Geheimnis sein kann. Denn was tun wir nicht alles, um das zu vermeiden. Wir verraten unsere Wunden genauso wie unsere Träume. wir verraten unsere Ideale, nur um nicht angegriffen zu werden. Wir bleiben in der Deckung, um nicht auf der Bühne für einen Fehler ausgelacht zu werden. Doch was wäre, wenn wir darüber hinaus gehen könnten. Wenn wir Fehler riskieren, einfach weil sie dazu gehören.
Vielleicht hat uns Til Schweiger auf seine Weise mehr zu geben, als manch ein hochbezahlter Motivationscoach. Statt auf ihn verbal einzuprügeln, wäre es viel sinnvoller, es ihm gleich zu tun und die eigenen PS aus der Komfortzone direkt auf die Straße bringen. Nicht weil es trendy ist, nicht weil „der Markt“ etwas braucht, sondern weil man Lust dazu hat. Was, wenn das große Geheimnis des Erfolges die Freude wäre, die man den Dingen hat.
Der Perfektionismus hat ausgedient, denn er macht Menschen einfach unglücklich. Perfektionismus ist unnatürlich und leblos. Wachstum und Entwicklung sind natürlich, Fehler machen ist natürlich, denn erst durch sie kannst du dich weiterentwickeln.
Es ist Zeit, die Maske abzunehmen. Das Leben will sehen, wer du wirklich bist und es mag dich genauso wie du bist. Manchmal frech, ungekämmt und auf dem falschen Bein stehend.
Sabine Häring
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Artikel erstellt 5.12.2017